Einleitung

von Andreas John

Mit dem Zusammenbruch der New Economy im Jahr 2001 gerieten auch viele Unternehmen, die ihr Geschäftsfeld rund um Open Source angesiedelt hatten, ins Stürzen und Taumeln. Innominate etwa, der damals größte Linux-Dienstleister Europas, hatte noch zuversichtlich mit ganzseitigen Anzeigen im "Spiegel" geworben, kurz bevor er von der Bildfläche verschwand. War es der Sog des niedergehenden Neuen Marktes, die Kehrseite des schnellen Wachstums mittels Risikokapital? Oder lagen die Ursachen für die zahlreichen Insolvenzen in der Grundidee des Open Source begründet - handelte es sich bei der Open-Source-Bewegung lediglich um eine Modeerscheinung, eine Eintagsfliege, ohne langfristige wirtschaftliche Relevanz und Erfolg? Die Tatsachen widersprechen einer derartigen Einschätzung. Das Schlagwort Open Source hallt ungebrochen durch die Medien.

In regelmäßigen Abständen erklären Regierungen und Verwaltungen ihre Abkehr von Microsofts Betriebssystem hin zu Open-Source-Systemen. Kosteneinsparungen sind dabei nur ein Motiv. Gerade die letzten großen Virenattacken machten Probleme der Sicherheit und der Abhängigkeit vom Monopolisten aus Redmond nur allzu deutlich. Microsoft versucht derartige Bedenken durch Preisnachlässe und Zugeständnisse in Form der Shared-Source-Strategie auszuräumen. Nicht immer erfolgreich, wie das Beispiel München oder auch das des Bundes- und Versicherungsgerichtes der Schweiz zeigt.

Und auch die Unternehmen sind wieder im Kommen. Laut einer Studie des deutschen Marktforschungsunternehmens Soreon wächst der Unternehmensmarkt für Open-Source-Software von 131 Millionen Euro in 2003 auf 307 Millionen Euro in 2007. Johannes Loxen vom Linux-Verband spricht von einer Rückkehr auf die Gewinnerseite, und Bernhard Reiter von der Free Software Foundation Europe sieht die nicht-proprietäre Welt gar als "relativ unabhängig von der Wirtschaftslage".

Die ganzseitigen Anzeigen sind seltener geworden. Dafür haben viele neue Magazine, Zeitschriften und Portale um das Thema Open Source das Licht der Welt erblickt. Fernab des Hypes ist Open Source auf Unternehmensebene realistischer geworden und hat sich stabilisiert. Und das, obwohl es nach gängigen Wirtschaftsmodellen ein ökonomisches Paradox darstellt: Denn der rational handelnde Mensch, an dem sich die klassischen Wirtschaftswissenschaften orientieren, handelt stets mit dem Ziel der Maximierung von Profit oder Nutzen... (Auszug)

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Andreas John, begann nach abgeschlossener Ausbildung zum Bankkaufmann das Studium der Informatik an der TU Berlin. Seine Studienschwerpunkte liegen im Bereich Informatik und Gesellschaft sowie Softwaretechnik. Innerhalb dieses Jahrbuches betreute das Kapitel Ökonomie und die Internetpräsenz.



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