Sicherheit mit Open Source - Die Debatte im Kontext, die Argumente auf dem Prüfstein

von Robert A. Gehring

Einführung

Die Debatte darüber, welches denn nun der sicherere Weg der Softwareentwicklung sei, hält seit einigen Jahren an und wird wohl in absehbarer Zeit auch nicht beigelegt werden - dazu sind die auf dem Spiel stehenden Interessen einfach zu groß. Das Argument der Sicherheit hat in den vergangenen Jahren nicht zuletzt deswegen an Gewicht gewonnen, weil jährlich Milliardenschäden durch Viren, Würmer, Einbrüche in Computersysteme und, nicht zu vergessen, Softwarefehler vermeldet werden. Der Leidensdruck derjenigen, die auf verlässliche IT-Systeme angewiesen sind, wächst stetig, und die Suche nach einem Ausweg gewinnt an Priorität.

Im vorliegenden Beitrag unternimmt der Autor den Versuch, die Debatte um die Sicherheit von Open-Source in ihren Grundzügen zu systematisieren. Ausgehend von der Identifizierung der tragenden Pfeiler der Debatte werden Defizite aufgezeigt und die Potentiale von Open-Source, die Sicherheit von IT-Systemen zu verbessern, insbesondere in den Bereichen Softwaretechnologie und Softwareökonomie diskutiert.


Der 1. Pfeiler: Sicherheit als Marketing-Argument

Open-Source-Software (OSS), so deren Protagonisten, biete einen Ausweg aus der andauernden Softwarekrise. Meinungsäußerungen wie, die Ergebnisse von Open-Source-Softwareentwicklung seien "[g]rundsätzlich besser als andere Software, weil eleganter und obendrein sicherer und zuverlässiger" (Dignatz 1999 unter Berufung auf Hal Varian) oder "Faster, Better, and Cheaper" (Scacchi 2002), hört und liest der interessierte Beobachter immer aufs Neue. Andere fragen eher skeptisch "Open Source Security: Opportunity or Oxymoron?" (Lawton 2002)

Man darf in diesem Zusammenhang jedenfalls nicht übersehen, dass aus dem, was 1984 als Richard Stallmans gegen die mit zunehmender Kommerzialisierung eingehenden "enclosures" bei Software gerichtete Ein-Mann-Aktion des "last true hacker left on earth" (Levy 2001, S. 427) begann, mittlerweile ein "Big Business" geworden ist, in dem Milliardenumsätze getätigt werden. Da "gehört Klappern zum Handwerk", will man sich gegen die Konkurrenten aus dem Lager der Closed-Source-Software (CSS) durchsetzen; schließlich wird ja auch ein Open-Source-Antagonist wie Microsoft nicht müde, seine Direktoren und Verkäufer das Argument der Sicherheit bzw. Vertrauenswürdigkeit (trustworthiness, wie der neuere Microsoft-Terminus lautet) im Munde führen zu lassen... (Auszug)

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Robert A. Gehring, Dipl. Inform, studierte Elektrotechnik, Informatik und Philosophie an der Technischen Hochschule Ilmenau und an der Technischen Universität Berlin. Nach dem Studium arbeitete er freiberuflich als Consultant, Dozent und Autor, bevor er an die TU Berlin zurückkehrte. Dort arbeitet er im Fachgebiet Informatik und Gesellschaft als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit den Forschungsschwerpunkten Open Source, IT-Sicherheit und "geistiges Eigentum". Er promoviert zu Fragen der Softwareökonomie und des Softwarerechts. Neben der Wahrnehmung der Aufgaben als Herausgeber hat Robert Gehring für dieses Jahrbuch einen Aufsatz zum Problem der Sicherheit von Open Source beigesteuert.



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